Der vernachlässigte Virenschutz

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Der vernachlässigte Virenschutz

Disclaimer

Gleich vorweg: eine medizinische Auswertung der Nützlichkeit der App kann hier nicht geleistet werden. Wir wollen uns auf eine rein technische Betrachtung der App beschränken.

Sorgen um Funktion und Datenschutz

Immer wieder stößt man im Alltag, auch im persönlichen Umfeld, auf die Frage, inwieweit die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Corona-App funktionieren kann und ob die Daten denn wirklich anonym übermittelt werden. Für alle, die hier das große Problem der App sehen, möchte ich hiermit für Erleichterung sorgen und vielleicht den ein oder anderen dazu bewegen, die App DOCH noch zu installieren. Die Fallzahlen steigen wieder erheblich und deswegen dachte ich mir, wird dieses Thema jetzt wieder interessant und wichtig.

Das Ziel der Corona-App

Die App versucht ein ergänzendes Stück im Kampf gegen eine unkontrollierte Ausbreitung des Corona-Virus zu sein. Sie soll dem Anwender das Risiko einer Infektion aufzeigen und warnen, falls er jemandem zu nahe gekommen ist, der nachweislich mit Corona infiziert war. Im besten Fall hat der Anwender dann eine frühe Warnung und kann entsprechend handeln, also einen Arzt aufsuchen.

Funktionsweise

Die App erzeugt alle paar Minuten einen einzigartigen „Schlüssel“, quasi eine sehr große Zufallszahlenfolge, die hoffentlich, wie gesagt einzigartig ist. Geräte, die diese App installiert und aktiviert haben, tauschen nun gegenseitig diese Schlüssel aus und merken sich z.B. wie lange der Kontakt war und wie groß ungefähr die Entfernung. Dafür nutzt die App u.A. die Signalstärke der Geräte/Personen in der Umgebung , um dies abschätzen zu können. Natürlich ist diese Signalstärke ein recht ungenaues und uneinheitliches Maß, aber es ist besser als gar keins. Zusätzlich nutzt die Corona-App GPS-Daten, um die Entfernung noch genauer bestimmen zu können.

In Ihrem Gerät haben Sie nun also eine Liste von Schlüsseln anderer Personen mit den Vermerken zu Dauer und Entfernung. Diese werden für 14 Tage gespeichert, danach automatisch gelöscht. Wenn jetzt eine Person einen Test machen lässt, der positiv ausfällt, KANN diese Person entscheiden, ob Sie das positive Ergebnis mit den Servern des Robert-Koch-Instituts (RKI) teilen möchte oder nicht. Von diesen Servern rufen die Corona-Apps regelmäßig die Ergebnisse ab.

Hatten Sie Kontakt mit einer positiv getesteten Person, die ihr Ergebnis auch geteilt hat, dann bekommt Ihr Gerät eine Liste von Schlüsseln, die mit der Person zusammenhingen und ihre App schaut, ob in den letzten 2 Wochen ein Kontakt mit diesen Schlüsseln bestand. Da Ihr Gerät ja ebenfalls gespeichert hat, wie lange der Kontakt war, kann die App daraus ein ungefähres Risiko für eine Infektion errechnen und Sie frühzeitig warnen.

Fazit

Wir sehen also, dass die App den Datenschutz möglichst groß schreibt, da niemand die Schlüssel einer genauen Person zuordnen kann. Solange die App so funktioniert, wie Sie beschrieben wird. Um dies mit 100%iger Sicherheit zu prüfen, müsste man den gesamten Code analysieren, was ich durchaus den Experten überlassen würde.

Der größte Kritikpunkt meiner Meinung nach liegt im Gesundheitssystem generell. Viele Labore können sich die Anbindung an die App nicht leisten und arbeiten „altmodisch“ mit Fax oder E-Mail. Statt automatisiert an den Nutzer das Testergebnis zu schicken, müssen viele Patienten warten, bis der Hausarzt das Ergebnis vom Labor bekommen hat oder bis sich das Gesundheitsamt meldet.

Das zweite Problem ist die Bearbeitungszeit der Labore. Man hört immer wieder, dass die Labore überlastet sein und auch aus Bayern kennen wir Nachrichten, in denen Ergebnisse einfach nicht zeitnah ausgewertet werden konnten. Da die Schlüssel ja nur 14 Tage gespeichert werden, kann ich mir gut vorstellen, dass dies hin und wieder zu einem Problem führen kann, wenn Laborergebnisse nicht zeitnah vorliegen.

Zu guter Letzt spielt natürlich auch die Akzeptanz und die Zahl der Nutzer eine wichtige Rolle. Für eine optimale Funktion der Corona-App sollte sie auf möglichst vielen Geräten aktiviert sein. Während man für die Akzeptanz werben kann, kann man an der Kompatibilität nicht viel machen. Bei meinem Großvater z.B. wird die offizielle App im Google Play Store gar nicht erst angezeigt, weil seine Android-Version angeblich zu alt sei. Nun sind nicht alle Senioren mit den neuesten und stärksten Mobilgeräten ausgestattet und hat man erstmal sein Gerät gefunden und verstanden, ist die Angst vor einem Wechsel und der Umgewöhnung groß. Aber diese Leute werden bislang von der Corona-App ausgeschlossen.

Nicht also die App ist das Problem, sondern der Mensch und die Infrastruktur, von der die App abhängig ist.  Die App bietet genau das, was sie verspricht und scheint, nach aktuellem Konsens der IT-Experten, sehr solide zu sein. Sie kann aber nur so gut funktionieren wie die Menschen, die Sie benutzen und mit Daten/Ergebnissen füttern und sie funktioniert eben auch nur, wenn Sie quasi jeder benutzt.

Deshalb hier mein persönlicher Aufruf an Sie: Helfen Sie mit! Falls Sie es noch nicht getan haben, installieren Sie die App auf Ihrem Gerät und helfen Sie auch den Älteren in dieser Gesellschaft, diese zu installieren und ermutigen Sie diese auch dazu. Nur so kann sie ein echtes Hilfmittel im Kampf gegen Corona werden!

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